Mundgesundheit bei älteren Menschen

Mit zunehmendem Alter verändert sich nicht nur der Körper, sondern auch der Mundraum. Zwischen dem 60. und 80. Lebensjahr treten zahlreiche systemische Erkrankungen auf, die eine direkte Auswirkung auf Zähne, Zahnfleisch und Parodontium haben.

Für uns im Praxisalltag bedeutet das:

Frühzeitig erkennen, anpassen, begleiten.
Aber natürlich auch motivieren und motivieren!
Damit Mundhygiene verbessert werden kann und Mundgesundheit erreicht werden kann.
Hier dazu Fakten und Tipps!  

🔹 1. Allgemeingesundheit beeinflusst Parodontalgesundheit

Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose oder rheumatoide Arthritis stehen in enger Wechselwirkung mit parodontalen Entzündungen.
Ein dauerhaft erhöhter Blutzucker oder chronische Entzündungen wirken sich auf die Immunabwehr und die Wundheilung im Mundraum aus – das Parodontium reagiert empfindlicher und regeneriert schlechter.

🔹 2. Polypharmazie & Mundtrockenheit

Viele ältere Patient*innen nehmen täglich mehrere Medikamente ein.
Das Ergebnis: Xerostomie, ein stilles Risiko für Karies, Mukositis und Parodontitis.
Empfehlungen für die Prophylaxe:
💧 Speichelstimulation (Xylitkaugummis, zuckerfreie Kaubonbons)
🦷 Fluoridgel oder hochkonzentrierte Zahncreme
🌿 Empfehlung von Speichelersatzpräparaten und regelmäßige Kontrolle

🔹 3. Pflegebedürftigkeit & eingeschränkte Mundhygiene

Mit zunehmender Pflegebedürftigkeit – ob zu Hause, im Heim oder im Krankenhaus – sinkt häufig die Qualität der Mundhygiene drastisch.
Pflegende Personen sind meist unsicher, wie sie die Mundpflege korrekt durchführen sollen.
Besonders bettlägerige oder dementielle Patienten können Schmerzen nicht artikulieren, vermeiden die Mundöffnung oder verweigern die Pflege.
Herausforderungen:
  • Eingeschränkte Motorik (z. B. bei Parkinson oder nach Schlaganfall)
  • Mundtrockenheit durch Medikamente oder Sauerstoffgabe
  • Schluckstörungen (Aspirationsgefahr!)
  • Entzündungen, Druckstellen, Prothesenprobleme
👉 Schulung von Angehörigen & Pflegepersonal zur Mundhygiene
👉 Verwendung von weichen Zahnbürsten, Schaumstoffstäbchen oder Fingerlingen
👉 Prothesen täglich reinigen und nachts aus dem Mund nehmen
👉 Regelmäßige Kontrolltermine – auch im Pflegeheim!

🔹 4. Ernährung & Immunsystem

Viele Senior*innen essen weniger, trinken zu wenig oder greifen zu weicher, kohlenhydratreicher Kost. Das schwächt das Zahnfleisch und fördert Entzündungen.
Tipp:
🥗 Auf ausreichende Zufuhr von Vitamin C, D und Eiweiß achten.
🥛 Bei Kauproblemen frühzeitig Ernährungsberatung empfehlen.

🔹 5. Kommunikation und Motivation

Auch bei älteren oder pflegebedürftigen Menschen lohnt sich die Motivation zur täglichen Mundpflege. Ein gepflegter Mund erhöht Lebensqualität, Geschmacksempfinden und Selbstwertgefühl – besonders bei Prothesenträgern.
💡 Kleine Schritte zählen – auch 1× gründlich putzen ist besser als gar nicht

Die orale Gesundheit älterer und pflegebedürftiger Menschen ist kein Nebenschauplatz – sie ist ein wesentlicher Teil der Gesamtgesundheit.
Wer die systemischen Zusammenhänge kennt, kann Erkrankungen früh erkennen, Beschwerden lindern und Lebensqualität schenken.

Mehr Informationen zur Pflege von geriatrischen Menschen unter https://mund-pflege.net/